Heute mal ein paar Gedanken zu den letzten Tagen, nicht so wirklich spannend und vielleicht auch nicht interessant aber von Zeit zu Zeit muss auch sowas mal hier rein.
Ich bin wohl das vorerst letzte Mal mit einem ICE gefahren (Braunschweig-Erlangen und zurück). Die Deutschen und die Bahn sind ja offensichtlich zwei Dinge, die nicht zusammenpassen. Ich bin begeisterter Bahnfahrer und werde die Züge vermissen.
Ich weiß noch wie mich meine Eltern als kleiner Junge mit an die Neubaustrecke zwischen Hildesheim und Göttingen genommen haben und wir uns dort die ersten regulär eingesetzten ICE angeguckt haben. Inzwischen habe ich diverse Fahrten hinter mir, sicherlich auch die ein oder andere Verspätung aber ich bin immer heil angekommen und man kann auf der Zugfahrt Dinge machen, die beim Autofahren nicht gehen:
- durch die Gegend laufen
- schlafen
- arbeiten
- neue Leute kennenlernen
- Leute beobachten
Häufig genug haben sich dann Leute über “die Bahn” aufgeregt, die diese wahrscheinlich zum ersten mal benutzt haben und alle diese Vorzüge nicht richtig zu schätzen wussten oder aber sich sowieso immer und überall gerne aufregen. Gestern war mal wieder so ein Tag: Die Bahn hat gestreikt und morgens waren tatsächlich einige Züge mehr als 70 min- zu spät. Meine Züge sind aber alle pünktliche gekommen, trotzdem war der Streik natürlich Gesprächsthema Nr. 1 im Zug.
Leute, in Frankreich oder England wäre an so einem Tag überhaupt kein Zug gefahren, zudem war der Streik schon seit Tagen angekündigt, wer einen Termin hatte konnte sich also locker vorbereiten und ein Auto mieten oder eben zwei Stunden früher losfahren!
Eine andere Sache die ich letzte Woche im Spiegel gelesen habe war ein verriss über das Schienennetz in Deutschland. In Deutschland fahren ja Güterzüge und IC bzw. ICE auf ein und denselben Gleisen (Mischverkehr), in Frankreich gibt es extra-Hochgeschwindigkeitsstrecken nur für den TGV. Dadurch ist dieser natürlich deutlich schneller und das Netz ist, weil neuer, auch besser in Schuss. Meiner Meinung nach ist dies aber auch ein Fehler der Politik, die z.B. die Strecke Hannover-Hamburg nie ausgebaut hat, weil dort mal ein Transrapid geplant war – und einige immer noch davon träumen, dass so ein Teil irgendwann mal gebaut wird.
Eigentlich wollte ich hier aber den Bogen nach England schlagen: Dort gibt es gar keinen Hochgeschwindigkeitszug (abgesehen vom Eurotrain) und das ist wahrscheinlich auch besser so. Das dortige Schienennetz ist nämlich privatisiert und in einem so schlechten Zustand, dass dort schon mit vergleichsweise langsamen Vorortzügen zu diversen tödlichen Unglücken gekommen ist. Außerdem wird dort nahezu jede Strecke von einer anderen Bahngesellschaft betrieben, eine Verzahnung der Fahrpläne ist also auch nicht immer gegeben. Aber schön weiche Sitze haben sie dort sogar in den Vorortzügen 🙂 Mal sehen ob mir das Bahnfahren dort auch noch soviel Spaß macht.
Ich könnte noch viel mehr zur Bahn schreiben aber das spar ich mir mal lieber….
okay, zwei negative Aspekte gibt es vielleicht doch noch:
1. Familien die ihre Gören nicht unter Kontrolle haben und wo die kleinen die Ganze Zeit schreien oder durch den Wagen laufen während ich schlafen will.
2. Leute die ihr eigenes Gepäck nicht kennen und meinen Schirm einstecken, *den* hätte ich in London nun wirklich gebrauchen können nun wird er wohl den Würzburger Regen kennenlernen. Andererseits ist ein Regenschirm ein kleinerer Verlust als ein Trolley, denn davon werden sicherlich pro Tag auch einige aus Versehen getauscht (ich selber kenne einen solchen Fall) da ca. 90% der Reisenden einen kleinen schwarzen Trolley ihr Eigen nennen.