Uhrzeit lesen ist etwas was man irgendwann mal lernt und dann ganz automatisch kann und trotz Digitaluhren werden wir wohl (hoffentlich) noch eine ganze Weile Analoguhren lesen muessen (duerfen). Immer mal wieder denken sich Leute neue Varianten fuer Uhren aus, die mehr oder weniger gut zu lesen sind (z.B. die Berliner Mengenlehre-Uhr)
Vor etwa einem Jahr sass ich in einem meeting room in unserer Zentrale und guckte die ganze Zeit auf eine Uhr an der Wand, die die Zeit nicht mit Zeigern oder in Zahlen anzeigte, sondern in Worten, also ziemlich genau so wie man die Zeit auf Nachfrage hin sagen wuerde (das kann natuerlich zumnidest in Deutschland regional unterschiedlich sein – “Viertel vor ” bzw. “Dreiviertel” aber solchen nonsense gibt es hier ja nicht…) Nach dem Meeting habe ich die Uhr dann mal ein wenig naeher betrachtet und Gott sei Dank auch einen Herstellernamen gefunden. Ein wenig googlen hat dann zu dem Ergebnis gefuehrt, dass es sich um ein Qualitatetsprodukt “Made in Germany” handelt: Die Qlocktwo von Biegert und Funk. Leider lag sie mit knapp 900€ aber doch deutlich ueber dem Budget das ich bereit bin fuer eine Uhr zu zahlen. Und damit war der Traum dann erstmal aus…
…nur wirklich losgelassen hat mich die Uhr nicht und eigentlich sind das ja auch nur ein paar Laempchen in einem Kasten…
Offensichtlich war ich nicht ganz alleine mit meinem Wunsch und es gibt noch mehr Leute die so eine Uhr haben wollten aber nicht bereit waren den Preis zu zahlen (ja, ich weiss man zahlt auch fuer die Entwicklungsarbeit, die Idee und natuerlich wollen die Designer von irgendwas leben) und so fand ich zwei Projekte, die sich mit dem Nachbau beschaeftigen. Die Jungs von Mikrocontroller haben zwar eine schoene Loesung aber eben mit SMD-LEDs die ich nicht loeten kann (viiiiel zu klein), mir gefiel daher die Loesung von Christian Aschhoff viel besser (hier seine original Anleitung, und hier die neue Projektseite). Aber mir fehlt hier einfach das richtige Werkzeug und deshalb habe ich bis Weihnachten gewartet, bei meinen Eltern im Werkzeugkeller habe ich Zugriff auf alles was noetig war.
Inzwischen hatte Christian auch neue Treiberchips (MAX7219) gefunden, die einige Probleme seines Originalaufbaus (z.B. mitleuchten von Nachbar-LEDs) nicht haben aber leider gab es fuer diese Variante noch keine Anleitung -nur ein paar Fotos- und ausserdem sind die Chips recht teuer (6€/Stueck und man braucht 4 Stueck). Dazu kommt dann noch das “Hirn” der Uhr, ein Arduino (eine Art Minicomputer), die LEDs und einige andere Kleinigkeiten. Bei den LEDs habe ich mich auch gegen die Normalen und fuer sogenannte Superflux-LEDs mit breiterem Abstrahlwinkel entschieden. Trotz anfaenglicher Bedenken habe ich mich dann dafuer entschieden die Chips und den Arduino bei Ebay aus China bzw. Hong Kong zu bestellen, da kosten dann 10 von den Chips soviel wie hier ein einziger. Das einzige was mir an Christians Aufbau nicht gefallen hat war der Rahmen, seine Uhren baut er naemlich in einen RIBBA Rahmen von IKEA ein, das ist einfach, schnell und sieht auch gar nicht so schlecht aus aber das Original “schwebt” nunmal regelrecht ueber der Wand und so einen Effekt wollte ich auch gerne haben also musste ich mir fuer den Koerper der Uhr was anderes einfallen lassen.
Zuerst einmal musste ich aber die LED-Matrix erstellen, dafuer habe ich mir bei Conrad eine Hartpapier-Platte gekauft weil die duenner (2mm) als alle Holzplatten die ich gefunden hatte war und einer Platine am naechsten kam. Ganz grosser Fehler! Dass Zeug heisst zwar HartPAPIER und besteht angeblich aus Papier und Harz, ist aber Hart wie Stahl und der erste Bohrer war nach 10 Loechern stumpf, ich musste aber 600 (sechshundert) Loecher bohren. Von den extraharten Bohrern habe ich Gott sei Dank “nur” zwei verschlissen.
Fuer die Kiste habe ich im Baumarkt Plastikleisten fuer den “Rahmen” und eine Rueckwand aus Hartfaserplatte gekauft. Leider ist die Uhr am Ende doch “dicker” geworden als gehofft und ist jetzt 45x45x4 cm gross, das Original ist nur 2cm Dick, hat bei Wandmontage noch einen Sockel der sie zwar dicker macht aber optisch durch eine Schattenfuge “verschwindet”. Aber damit muss ich dann wohl leben.
Bleibt also noch die Frontplatte. Bei der Groesse der Uhr hatte ich mich am Original und den Angaben von Mikrocontroller.net orientiert und nicht am RIBBA-Rahmen (der ist sogar 50×50 cm), bei Mikrocontroller werden regelmaessig auch Edelstahlfronten gemacht, die gar nicht mal so teuer sind und mit Magneten natuerlich einfacher “rahmenlos” befestigt werden koennen, leider steht aber in naher Zukunft keine Bestellung and und ausserdem wollte ich doch schon lieber die englische Variante als die Deutsche. Leider scheint es hier aber keine Nachbauenthusiasten zu geben, also musste ich mir selber was organisieren. Um zu gucken ob mein Design passt habe ich dann erstmal was aus Papier gebastelt
Der Plan ist also eine Plexiglasplatte zu bestellen und dort eine Folie aufzukleben, aehnlich wie bei der RIBBA-Variante. Plexiglasplatten kann man im Internet bestellen, die Suche nach Folien ist etwas schwieriger zumal mir der englische Begriff dafuer nicht wirklich gelaufig ist. Manchmal hilft einem aber auch der Zufall 🙂 In Deutschland haben andere sich die Folien von Werbefirmen machen lassen also habe ich mal nach solchen Firmen gegoogelt und Anfragen rausgeschickt in denen ich umstaendlich erklaert habe was ich will. Als die erste Antwort zurueckkam musste ich die zweimal lesen und habe zuerst gedacht ich haette irgendwas falsch gemacht, die Antwort war naemlich auf deutsch…
Das “Problem” ist, und das weiss ich noch aus den Tagen als ich waehrend des Studiums mal einen Katalog designt habe , dass die Stueckkosten signifikant runtergehen je mehr man bestellt: 1 kostet genausoviel wie 5 und 10.000 genausovie wie 30.000. Das heisst aber eben auch, dass die ein Folie die ich brauche ueberproportional teuer ist. Aber ich habe dann doch mal zwei Folien bestellt, selbst wenn ich davon wohl nur eine benutzen werde.
Update: die Folie ist da, erster Versuch (das aufziehen auf die Plexiglasplatte wird sicherlich noch ein “Spass”)
p.s. Am Ende summieren sich die Einzelteile dann doch auf knapp 100€ (die Werkzeuge die zur Verfuegung standen und dich ich nicht kaufen musste nicht engerechnet), also ein wirkliches Schnaeppchen war es auch nicht. Aber ich hatte Spass und konnte mein C++ Wissen aus dem Studium nutzen (war das also doch nicht ganz umsonst)
p.p.s Nun hat mich aber das Bastelfieber gepackt. Christian hat inzwischen naemlich einen noch besseren Chip gefunden, von dem man nur einen einzigen braucht um die Matrix anzusteuern. Ausserdem ist mir die Uhr jetztwo sie an der Wand haengt doch irgendwie ein wenig zu gross, die zweite soll also kleiner werden. Dazu dann aber demnaechst mehr…